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S/4-Private-Cloud
COVERSTORY
Die Planer bei Fischer arbeiten so nicht
nur erheblich effizienter, sondern der gesamte Planungsprozess ist dadurch deutlich robuster und weniger fehleranfällig
geworden, da jetzt der Kopierschritt für die
Mitarbeiter wegfällt.
Einführung mit Hindernissen
Der Wechsel auf S/4 Hana verlief bei der Fischer Group anfangs nicht immer einfach.
Das größte Hindernis dabei war vor allem
die Ressourcenplanung der Mitarbeiter.
„Jeder Mitarbeiter sollte anfangs eine
Schätzung abgeben, wie viel Zeit er in diesem Projekt verbringen kann“, erinnert sich
Hoferer. „Manche sagten, maximal eine
Stunde am Tag.“ Hintergrund: Das Problem
war, dass sich am Anfang des Projektes niemand so wirklich vorstellen konnte, was da
losgetreten wurde.“ Das änderte sich erst,
als CONSILIO mit den beiden Partnern David Reibnegger und Martin Kreutz in das
laufende Projekt integriert wurden.
Die neuen Projektverantwortlichen erklärten gleich: „Ob auf einem Auftrag das
Werk 1030 oder 1010 steht, ist heute völlig
egal, denn die Prozess-Abläufe sind jetzt
unter S/4 Hana de facto identisch.“ Am Anfang war der Belegschaft nicht klar, was die
Fischer Group mit der Transformation bezweckt und wie alle davon profitieren können – auch die einzelnen Mitarbeiter.
„Unter S/4 Hana können die Mitarbeiter
ihr technisches Know-how mit dem ERPKnow-how verknüpfen. Dadurch steigern
sie die Wertschöpfung nicht nur für das Unternehmen, sondern erschließen auch viele
positive Effekte für sich persönlich“, beschreibt David Reibnegger. Für die Mitarbeiter war diese Aussage nach eigenen Angaben ein regelrechter Augenöffner, da sie
nun sehen konnten, was das neue System
für das Unternehmen und für sie selbst
bringt. „Zuvor hatte uns niemand wirklich
plausibel erklärt, was das Ziel ist und wie
wir davon profitieren können“, bringt es
Hoferer auf den Punkt.
Zwar kannten die Mitarbeiter jetzt die
Intention der Veränderung, doch waren
sie sich nicht bewusst, wie viel Arbeit
noch vor ihnen liegt. Denn der Wechsel
auf S/4 Hana hatte auch einen gravierenden Einfluss auf die bisher gelebten Prozesse. Hoferer beschreibt das so: „Die große Herausforderung im Projekt war, die
ganzen Zusammenhänge auf den Punkt
zu bringen. So haben wir als Mitarbeiter
im Projektteam ein Klassensystem aufgebaut, Merkmale für Produkte definiert,
unsere Arbeitsplätze klassifiziert, die für
eine realistische Planung relevant sind.“
Diese komplexe, ineinander verwobene
Planung in die Realität zu bringen, war
E3 – APRIL 2025
Die große Herausforderung
im Projekt war, die ganzen
Zusammenhänge auf
den Punkt zu bringen.
Manuel Hoferer,
stellvertretender Produktionsleiter,
Fischer Edelstahlrohre
nach Aussagen der Beteiligten relativ
schwierig, wurde aber von Consilio sehr
gut unterstützt. Während sich der Wechsel auf S/4 Hana bei manchen Unternehmen zunächst auf eine rein technische
Migration des Altsystems beschränkt, hat
die Fischer Group einen ganzheitlichen
Ansatz verfolgt.
Herkulesaufgabe Transformation
Statt lediglich das bestehende System zu
konvertieren, wurde die gesamte IT-Landschaft konsolidiert. Drittsysteme wurden
abgelöst oder nahtlos in S/4 integriert,
während die SAP-Experten von Consilio die
Planungsoberflächen individuell an die Bedürfnisse der Fischer Group anpassten. Das
Resultat: ein vollständig integriertes Gesamtsystem, das höhere Transparenz im
Shopfloor, in der Produktion und im MES
bietet. Dank der tiefgreifenden Systemintegration wurden die Logistik-, Produktionsplanungs- und Steuerungsprozesse
über die gesamte Wertschöpfungskette
hinweg miteinander vernetzt. Zudem kamen State-of-the-Art-Funktionalitäten im
Extended Warehouse Management (EWM)
zum Einsatz.
Dadurch konnte die Fischer Group nicht
nur eine höhere Transparenz im Lagersystem erreichen, sondern auch ihre Fertigungsprozesse deutlich effizienter gestalten. Eine neue Materialbereitstellungsmethode im EWM sorgt dafür, dass die Maschinen optimal ausgelastet sind und
produktiver arbeiten. Consilio begleitete
diesen Transformationsprozess kontinuierlich und optimierte die Abläufe fortlaufend. Das Ergebnis: maximale Transparenz
in der Logistik und Produktion sowie signifikante Kosteneinsparungen. Die erfolg-
reich umgesetzte Transformation bildet
zudem die Basis für die anstehenden weltweiten Roll-outs, die ebenfalls mit Consilio
als strategischem und fachlichem Partner
durchgeführt werden.
Am Hauptsitz von Fischer in AchernFautenbach ballt sich die gesamte Expertise des Unternehmens. Das bedeutet,
alle Bereiche sind hier vertreten. Dazu gehören die Fischer Edelstahlrohre, Fischer
Power Solutions, Fischer Rohrtechnik, Fischer Maschinentechnik. Bislang hatten
alle Bereiche ihre eigenen Prozesse entwickelt und angewandt. Letztlich handelte
es sich vor der Transformation um eigene
Werke – auf Neudeutsch: Inseln oder eigene Welten. Mit dem S/4-Hana-Projekt
sollte sich alles ändern. Consilio veranstaltete werksübergreifende Workshops,
in denen die Verantwortlichen sich über
ihre Prozesse und die Gründe dafür austauschen konnten.
Verbinden, was zusammengehört
Hoferer erinnert sich: „Bis vor dem Wechsel waren die Bereiche wie getrennte Welten. Für mich war daher der beste Effekt
aus dem Projekt, dass sich im Verlauf und
aufgrund der Workshops ein internes Fischer-Netzwerk über alle Bereiche aufgebaut hat. Etwa Edelstahlrohre, Rohrtechnik, Maschinentechnik, QM und Vertrieb.“
Laut seinen Aussagen kannte man die Kollegen zwar vom Telefon, doch damit hat
sich der Austausch auch schon erledigt.
Die Vereinheitlichung war ein großer Profit für die Fischer Group als Ganzes, weil
ein großer Overhead abgeschafft wurde.
Philipp Schneider bringt es auf den Punkt:
„Im Rahmen des Projektes haben wir die
Prozesse neu strukturiert und harmonisiert. Zuvor wurden sie je nach Werk anders gehandhabt.“ In anderen Worten:
Jeder Bereich bei Fischer hatte seine eigenen Prozesse entwickelt, ein Austausch
fand bislang nicht statt. Die Umstrukturierung entwickelte sich hauptsächlich in Arbeitsgruppen. Bei diesen Arbeitsgemeinschaften wurden die einzelnen Prozesse
zur Diskussion gestellt, besprochen, im Detail analysiert und auf Praktikabilität geprüft. Wenn die Experten meinten, das
wäre der optimale Prozess, hat man ihn angenommen. In vielen Fällen wurde so erreicht, eine Harmonisierung der Prozesse
so zu gestalten, dass sich jeder Bereich wiederfindet. Damit fand de facto eine Prozesskonsolidierung statt. Die so entstandenen neuen Prozesse vereinen das Beste aus
allen Welten. „Da nicht nur eine Conversion
der Prozesse durchgeführt wurde, sondern
auch viele Prozesse neu designt wurden,
mussten wir in den Arbeitskreisen vieles
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