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S/4-Private-Cloud
men beim Wechsel in die Cloud beinhaltet.
So bescheinigen diesmal 40 Prozent dem
Programm eine hohe bis mittlere Relevanz.
„Während beim vergangenen Investitionsreport nur 13 Prozent der Befragten ein positives Urteil zur S/4-Hana-Cloud-Strategie
gefällt haben, so sind es in diesem Jahr 38
Prozent. Das SAP-Programm scheint Früchte zu tragen“, sagte Jens Hungershausen.
Auch für 2025 soll es eine Fortsetzung der
Incentivierung geben, eine offizielle Ankündigung wird in den kommenden Wochen
erwartet. Aus Sicht der DSAG muss es sich
dabei dann aber um ein Dauerangebot handeln, welches für Bestandskunden auch zukünftig einen Mehrwert darstellt.
Studienleiter und Horváth-Partner
Christian Daxböck beobachtet, dass der
Grundstein für viele Probleme bereits im
Programm-Set-up gelegt wird: Unzureichende Planung und häufig keine ausreichende Auseinandersetzung mit dem für
die aktuelle Situation passenden Transformationsansatz führen dazu, dass eine Überforderung der Organisation vorprogrammiert ist. Projektkomplexität und benötigte
Ressourcen werden unterschätzt, die organisatorischen Kompetenzen dagegen überschätzt. „Dieses Mismatch führt zu den
enormen Diskrepanzen von Plan und Ergebnis“, so der Experte. Auch drei Viertel der in
der Studie befragten Führungskräfte stellen
fest, dass Auswahl und Verfügbarkeit von
Projektverantwortlichen und -mitarbeitern
im Vorfeld nicht die nötige Aufmerksamkeit
erhalten. Insbesondere die Rolle und Perspektive der IT werden oft unterschätzt.
Die Horváth-Studie ergibt, dass über alle
Unternehmensgrößen hinweg am häufigsten ein Business Redesign beziehungsweise
ein Greenfield-Ansatz gewählt wird, der
gleichzeitig der aufwendigste ist. Mit 37
Prozent liegt er knapp vor dem Brownfield-Ansatz mit 33 Prozent. Produzierende
Unternehmen und große Unternehmen ab
fünf Milliarden Euro Jahresumsatz transformieren mehrheitlich mit Brownfield. Laut
Horváth entscheiden sich 31 Prozent für
eine selektive Transformation.
Consilio verwendet als Verfahren das bewährte SAP Activate, aber in der abgewandelten Version „SAP Activate tailored by
Consilio“. Dieses Verfahren zeichnet sich vor
allem dadurch aus, dass es auf Best Practices
von Consilio zugreift und individuell auf das
Unternehmen zugeschnitten ist. Damit reduziert sich der Overhead erheblich. Dann
verwendet Consilio den SAP SolMan (Solution Manager) und setzt langfristig auf
Cloud ALM. „Momentan verwenden wir in
vielen Fällen beide Tools hybrid, da jedes
seine Stärken hat – das hängt aber von der
Situation ab. Zudem nutzen unsere Spezialisten bei der Prozessdokumentation SAP
E3 – APRIL 2025
COVERSTORY
Beim Report 2024 fällten nur
13 Prozent ein positives Urteil
zur S/4-Cloud-Strategie, in
diesem Jahr sind es 38 Prozent.
Jens Hungershausen,
Vorstandsvorsitzender,
DSAG
Signavio. Dieses Tool ist in der Lage, die
komplette Systemlandschaft zu analysieren und grafisch als BPMN darzustellen. Das
ist sehr hilfreich, die Prozesse des Kunden zu
verstehen und zu modellieren“, erklärt Senior Consultant Philipp Schneider.
EWM und S/4 Hana
Grundsätzlich geht es zunächst darum, ob
der SAP-Bestandskunde das Produkt EWM
bereits im Einsatz hat oder nicht. Consilio-Kunden nutzen mitunter EWM als dezentrale Lösung. Bei einer klassischen
S/4-Conversion wird überlegt, ob nicht in
die Embedded-Lösung gegangen werden
soll. „Auch wenn es dezentral weiterlaufen
soll, ist die Migration wichtig, denn heute
läuft das System meist auf dem SCM-Stack
und damit ist laut SAP ab 2027 Schluss; daher muss man Vorkehrungen für das
S/4-System treffen. Fischer hat einen
EWM-Greenfield-Ansatz gewählt, da sie
ein Produkt wollten, das auch künftig Support erfährt – ganz nach der Strategie der
SAP, weshalb auch EWM anstelle von WM
implementiert wurde. Aufgrund des gewählten Ansatzes haben wir die Prozesse,
die für Fischer relevant sind, auch im
EWM-Design modelliert. Dazu gehören beispielsweise Verladeprozesse oder die Integration von automatischen Systemen. Damit
hat Fischer ein Fundament für die Zukunft
geschaffen, um sich alle Möglichkeiten bei
den logistischen Prozessen offenzuhalten“,
erklärt Philipp Schneider.
S/4-Projekte haben gezeigt, dass es
empfehlenswerter ist, EWM im Nachgang
zu implementieren. Warum ist das so? Philipp Schneider: „EWM hat viele Berührungspunkte in alle anderen Unternehmensbereiche und würde dadurch Ressourcen bin-
den, die möglicherweise an anderer Stelle
gebraucht werden. Bei einer BrownfieldConversion kann es etwa sein, dass die verfügbaren Ressourcen nicht oder nur bedingt zur Verfügung stehen. Deshalb gibt es
hier besondere Herausforderungen bei der
Abwicklung des Projekts, wodurch das Risiko steigt, dass es bei der Implementierung
zu Engpässen kommt. Da Fischer bei der Implementierung von EWM den Greenfield-Ansatz wählte, waren diese Bedenken
obsolet. Bei Blue- beziehungsweise Crossfield-Ansätzen spielt das auch eine untergeordnete Rolle, da man sich hier vereinzelt
Systemmodule herausnimmt, die komplett
neu aufgesetzt werden – ähnlich einem
Greenfield-Ansatz.“
Herausforderungen ergeben sich selten
nur durch die Software, sondern aufgrund
des Change-Managements – also: Wie
komplex ist der Kunde beziehungsweise
seine Prozesse und wie einfach können die
Prozesse implementiert werden? Bei Fischer wurden über 500 Enduser geschult.
Das steigert die Komplexität erheblich. In
dieser Situation muss man frühzeitig ein
Fundament schaffen und Wissensträger
aufbauen, die Ansprechpartner für andere
Mitarbeiter sind. Der First- und Second-Level-Support sollten so spät wie möglich zum
Einsatz kommen und da sollte es Bereichsleiter geben, die das Produkt verstehen und
bei der Implementierung frühzeitig eingebunden waren, damit die Inbetriebnahme
so reibungslos wie möglich verläuft und die
Mitarbeiter Ansprechpartner haben. Denn
die Skalierung des Produkts ist die Schwierigkeit bei der Implementierung.
Zusammenfassend meint man bei Consilio: Mit dem Support-Ende schubst SAP
die ERP-Anwender in Richtung Cloud. Doch
jetzt wurden Nägel mit Köpfen gemacht
und die Anwender sind dazu angehalten,
sich Gedanken darüber zu machen und zu
sagen: „Okay, ich gehe in die neue Welt, ich
gehe in die Cloud.“ Zwar wird SAP immer
Innovationsträgheit vorgeworfen, aber im
Zuge der Rise- und Cloud-Möglichkeiten hat
jeder Anwender die Möglichkeit, halbjährlich ein Update zu bekommen – ein stabiles
Update und oft gespickt mit Neuerungen
und Funktionen, die mitunter die eigenen
Prozesse und Innovationen nach vorne treiben ohne eigenverantwortliche Entwicklungen. Damit schließt SAP zu Tech-Giganten wie Microsoft, Google und Co. auf, die
alle paar Monate neue Funktions- und Feature-Updates herausbringen.
Beachten Sie den E3-Partnereintrag – Seite 57
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