2504 Coverstory high - Flipbook - Seite 2
COVERSTORY
S/4-Private-Cloud
S/4-Private-Cloud
Conversion
Eine S/4-Conversion ist mehr als
ein technischer Releasewechsel.
Auf diese Roadmap sollte sich
ein SAP-Bestandskunde nur mit
einer erfahrenen Mannschaft
begeben. Es gilt somit, zu
Beginn die handelnden
Personen, SAP-Partner und
Berater zu einem motivierten
Team zusammenzubringen.
Dem SAP-Partner Consilio und
dem SAP-Bestandskunden
Fischer ist das erfolgreiche
Teambuilding hervorragend
gelungen – aber es ist nicht
immer so.
Von Peter M. Färbinger
30
is 2027 beziehungsweise bis 2030 müssen die SAP-Bestandskunden auf Hana
und S/4 umgestellt haben, da die
SAP-Maintenance für das Vorgängersystem
ERP/ECC 6.0 eingestellt wird. Doch selbst
für Unternehmen mit hohem IT-Reifegrad
ist die Umstellung kein Selbstläufer, wie
eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Horváth zeigt, für die 200 Führungskräfte aus sechs Ländern zu ihrer S/4-Transformation befragt wurden.
Ein Verzug im geplanten S/4-Releasewechsel ist den Horváth-Studienergebnissen zufolge eher die Regel als die Ausnahme. So dauern die ERP-Projekte im Durchschnitt 30 Prozent länger als ursprünglich
geplant. Nur bei weniger als jedem zehnten
SAP-Bestandskunden, der die S/4-Umstellung bereits abgeschlossen hat, wurde
der Zeitplan nicht überschritten. Auch das
vorhandene Budget wird selten eingehalten. Bei einem Viertel der S/4-Conversions
wurden die finanziellen Ressourcen sehr
stark überschritten, bei weiteren 40 Prozent stark. Trotz Zeit- und Budgetüberschreitungen entspricht auch das Ergebnis
in den meisten Fällen nicht den Erwartungen: 65 Prozent der befragten SAP-Anwender stellen starke bis sehr starke Qualitätsdefizite fest. Als Hauptgründe für die
Planabweichungen geben die Befragten
an: Erweiterung des Projektumfangs
(Scope) im Laufe des Projekts, Schwächen
im Projektmanagement, unterschätzte
Test- und Datenmigrationsphasen, Überarbeitungsschleifen von Konzepten und Prozessen sowie mangelnde Entscheidungsfindung.
Eine S/4-Conversion in die Private Cloud
kann aber auch ganz anders ablaufen.
SAP-Partner Consilio und SAP-Bestandskunde Fischer haben gemeinsam einen erfolgreichen Weg gefunden. Der Umstieg
auf S/4 ist eines der größten Projekte, die
die meisten IT-Organisationen in den vergangenen zehn Jahren angegangen sind.
Einige SAP-Bestandskunden nutzen diesen
„Releasewechsel“ als Chance, Dinge zu hinterfragen und ihre Prozesse neu zu denken.
Die meisten SAP-Anwender entscheiden
B
sich jedoch in diesem Kontext dazu, nicht
alles neu zu machen. Gründe sind etwa Ressourcenmangel oder die hohen Kosten (siehe Studie von Horváth). Das ist auch im aktuellen Investitionsreport der deutschsprachigen Anwendergruppe DSAG e. V. nachzulesen: „Der Rückgang der Unternehmen
mit gleichbleibendem SAP-Budget und der
Anstieg derer mit sinkendem Budget lässt
den Schluss zu, dass einige Unternehmen
ihre SAP-Ausgaben überprüfen. Mögliche
Gründe könnten Verzögerungen bei geplanten Migrationen, Einsparungen durch
Konsolidierung von SAP-Systemen oder
eine allgemeine Kostenreduktion sein“, erklärte Jens Hungershausen, DSAG-Vorstandsvorsitzender, anlässlich der Präsentation des Reports 2025.
Brownfield, oder was?
In der Praxis entscheiden sich daher viele
Anwender für einen Brownfield- beziehungsweise einen selektiven Ansatz. Warum? Der Selektivansatz bietet die Möglichkeit, sich in Teilen neu zu erfinden und Optimierungen in bestimmten Bereichen mitzunehmen – etwa im Finance-Bereich. Die
Erfahrung von SAP-Partner Consilio zeigt,
dass sich die Mehrheit der SAP-Bestandskunden mittlerweile dazu entscheidet,
selektiv vorzugehen. Es gibt zwar immer
noch Organisationen, die den Umstieg als
reinen „Releasewechsel“ betrachten. Philipp Schneider, Senior Consultant bei
SAP-Partner Consilio: „Sie werden früher
oder später jedoch merken, dass sie im
Nachhinein draufzahlen, wenn Nacharbeiten und Korrekturen fällig werden, die bereits beim Wechsel abgearbeitet werden
könnten. Das ist wie eine Straße aufgraben,
Kabel verlegen, zuschütten und die nächste
Firma macht das Gleiche.“
Warum aber einen selektiven Ansatz?
Der Zustand der SAP-Community ist heterogen und viele ERP-Systeme wurden in
den vergangenen Jahren stark modifiziert.
Der Consilio-Weg ist somit nicht nur pragmatisch, sondern auch realistisch und damit letztendlich sehr erfolgreich! Walter
E3 – APRIL 2025